Seit etwa einem Jahr laufen die Arbeiten zur Verlegung einer 6 km langen Unterwasser-Gasleitung aus Stahlrohren von Capolago bis Bissone im Luganer See. Diese Leitung transportiert Erdgas mit einem Druck von 5 bar und wird auf dem Grund des Sees verlegt. Ziel des Projekts, das von den Aziende Industriali di Lugano (AIL) SA initiiert wurde, ist es, die Verteilung dieses wichtigen Energieträgers an die Verbraucher in den Gebieten Lugano und Mendrisiotto effizienter und sicherer zu gestalten.
Für die Durchführung der Arbeiten an der Unterwasser-Gasleitung wurde ein Konsortium aus drei spezialisierten Unternehmen gebildet: Die Josef Muff AG übernimmt den Rohrleitungsbau, die Willy Stäubli AG ist für die Seearbeiten verantwortlich, und die Comal.ch SA fungiert als Bauleiter.
In sorgfältigen Einzelschritten entsteht die 6000 m lange Unterwasser-Pipeline. Zunächst werden drei jeweils 100 m lange Einzelstränge von Stahlrohren mit einem Durchmesser von DN 300 direkt am Seeufer zusammengeschweißt. Anschließend werden diese 300 m langen Abschnitte über ein Schienensystem in den Lago di Lugano transportiert. Mit Booten gelangen die Teilstücke zum Schweissponton, wo sie nach und nach mit dem bereits bestehenden Abschnitt zusammengeschweißt und dann auf den Seegrund gesenkt werden. Um die Sicherheit der Unterwasser-Gasleitung zu gewährleisten, müssen alle 100 m Druckprüfungen durchgeführt werden. Zudem sind eine Isolationsprüfung mit 20 kV und der mechanische Schutz der Leitung vor der Verlegung und Absenkung unerlässlich.
Eine der größten Herausforderungen bei der Verlegung der Unterwasser-Gasleitung stellt die Geometrie des Seeufers dar, insbesondere bei der Verlegung des 32 m langen S-förmigen Anfangsstücks. Da der Wassergrund bei Capolago weniger als 10 m beträgt, musste erstmals ein Graben erstellt werden, um diesen Teil der Rohrleitung verlegen zu können. Das S-förmige Stück wurde aus zwei Kaltbogen zusammengeschweißt und musste im richtigen Winkel angehoben und an den bestehenden geraden Rohrstrang angeschweißt werden. Dabei war es entscheidend, das S-Stück über den vorbereiteten Graben im See zu schwenken, ohne den Boden zu berühren oder den Kran zu überlasten. Gleichzeitig mussten die Boote auf dem See die bereits bestehende 400 m lange Leitung ausgleichen, die an das S-Stück angeschweißt wurde. Dieses Zusammenspiel zwischen Booten und Kran erforderte höchste Präzision.
Das Unterwasser-Gasleitungsprojekt ist ein hervorragendes Beispiel für Schweizer Ingenieurskunst in der Energieinfrastruktur und verbindet technische Innovation mit Umweltschutz, um die zukünftige Gasversorgung in der Region nachhaltig zu sichern.